Tools und Techniken, eine Auswahl von 37 strategischen Ansätzen von 1950 bis 2010

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"Insoweit Methoden anbelangt sind, es mag eine Millionen und noch einige mehr davon geben, aber Prinzipien sind wenig. Der Mann, der die Grundsätze begreift, kann gesegnet die eigenen Methoden auswählen."2 Ralph Waldo Emerson (1803 - 1882)

 

    Q3 baut auf gängige Techniken, von denen Fragen abgeleitet werden. Die richtigen zu stellen kann einen strategischen Wandel, neue Taktiken und eine bessere Ausführung bewirken. Das praktische Coaching kann viele Wendungen nehmen. Der Schwerpunkt dieses Kapitels ist die Analyse und Schaffung der Strategie. Bemerkungen zu deren Verwirklichung werden in der einglischen Unterseite "Making It Happen - A Tactical Excursion" gemacht. 

    Jedenfalls das Ergebnis sollte das KISS Akronym berücksichtigen:

 

Keep It Strategically Simple.

Eine Kernstrategie Ist Schlicht und Straff.

 

    I. Weiche psychologisch orientierte Ansätze

    (Diese Art Coaching macht Bridges nicht.)    

    Chrisopher Rauen, Redakteur, gibt 168 davon in den deutschen Coaching Tools (2008), Coaching Tools II (2009) und Coaching Tools III (2012) wieder. Insgesamt beeinhalen diese Coaching Bücher an die 1.020 Seiten. Darin geben Artikel (von unterschiedlicher Lesbarkeit) von über 100 Verfassern Details über die Lerntreppe, die Zielnavigation, Interventionstechniken usw. Die drei Bände machen das beste Nachschlagewerk für weiches Coaching aus, das uns bekannt ist. Der Inhalt ist nach dem Akronym COACH2 gegliedert, das in der Fußnote am Seitenende erklärt wird. Jedes Tool wird ausführlich beschrieben: Anwendung und die Voraussetzungen dafür, Zielsetzung, Auswirkungen, Ergebnisse und einiges mehr.

    Vier weitverbreitete Tools sind: (1) 360o Feedback, (2) Myers-Briggs Typology Indicator (MBTI), (3) Action Research (AR) und (4) GROW. Sie werden an "FAQ mit Antworten auf englisch," Frage 6, kurz beschrieben.
 


    II. Harte geschäftsorientierte Ansätze

    (Strategie, unsere Kernkompetenz, gehört in diesem Feld.)
   
Unten sind 37 in chronologischer Reihenfolge aufgelistet. Einige davon werden im englischen Teil weiter behandelt. (Ansoff, Porter, Gadiesch/Gilbert, Kaplan/Norton und Vasconcellos sind je zwei Tools zugesprochen worden.)


    Auswahlkriterien
    Unter gegebenen Umständen können "weiche" sowie "harte" Techniken zu guten Ergebnissen führen. Die Gründe dafür, viele auszusortieren und sie hier nicht zu erwähnen sind, zugegeben, willkürlich. Die Hauptgründe sind:

    1) Etwas geht hauptsächlich in die psychologische Richtung, zum Beispiel 360o Feedback.

    2) Es wird in eine neuere Version eingegliedert oder dadurch ersetzt.

    3) Es wurde nie verwendet, auch teilweise nicht.

    4) Es ist veraltet oder ihm wird einer geringen Bedeutung beigemessen.

    5) Es wird als Management-Kitsch3 abgetan.

    6) Eine Bildungslücke: Wir mögen gar nichts davon gehört haben. Das Feld ist breit und nur wenige können behaupten, sie seien mit der ganzen Umgebung vertraut.

  
    Annahmen und Vorbehalte
    Nur neu zu sein ist kein Kriterium für Vorzüge. Die drei renommierten Professoren, welche die Strategie Safari verfaßten, bemerkten: "Heutzutage in der Managementliteratur wird das Gegenwärtige, das Neuste, das "Heißeste" furchtbar übergewichtet. Dies erweist den Lesern einen schlechten Dienst. Allzuoft wird ihm das triviale Neue statt des bedeutenden Alten angeboten.*
     Offensichtlich kann Bridges nicht für sich in Anspruch nehmen, über hohe Kompetenzen für jede einzelne der folgenden Techniken zu verfügen. Einige davon haben nicht nur Experten, sondern eine ganze Schar von Firmen hervorgebracht, die sich nur mit ihrer Verkündigung und Verbreitung beschäftigen!

    Zudem soll man nicht einfach in seinen Werkzeugsatz nach irgendeiner "Strategiewaffe" greifen. Man meint, man lädt sie mit der entsprechenden Munition von magischen Kugeln auf. Sofort ist man in der Lage, sämtliche Wettbewerber rücksichtslos niederzumetzeln und die Weltmärkte zu erobern. So leicht geht es aber wirklich nicht.        

    Wunderlösungen für die Strategie mag es schon geben. Aber sie dürfen ungefähr so häufig vorkommen, wie die Spontanremission von tödlichen Krankheiten. Hüten Sie sich davor, das schwerwiegende Problem oder die vielversprechende Chance immer in das gleiche Prokrustesbett der bevorzugten Methode zu zwingen. Am besten verwendet man verschiedene Techniken, um die eigene Kreativität zu fördern. Zuerst fragen, fragen, und nochmals fragen, dann denken und nur danach handeln! 

   
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Henry Mintzberg, Bruce Ahlstrand, Joseph Lampel, Strategy Safari, A Guided Tour Through the Wild of Strategic Management, Simon & Schuster, 1998, p. 8

 

Eine Auswahl von 37 strategischen Tools und Techniken


    1) JIT- Just in Time (1949/50 - 75) supply chain management - Lieferkettesteurung in der Fabrik -  Taichii Ohno, Shiago Shingo (Toyota)

   
    2) MBO - Management by Objectives (1954) - zielgerichtetes Management - Peter Drucker


    3) PDCA - Plan, Do, Check, Act cycle (1950s, '81) - Planung, Machen, Überprüfen, Handeln - W. Edwards Deming


    4) Ansoff Matrix (1965, ´88) - die Darstellung von vier Produkt/Markt Szenarios - H. Igor Ansoff


    5) The Accordion Method for Managing Change (1965, ´88) - die Akkordeon-Methode, um Wandel zu bewältigen - H. Agor Ansoff


    6) BCG cash cow/?/star/dog matrix (1966, ´69) (experience curves and relative market share, RMS) - die Matrize der Bargeld-Kuh, des Fragezeichens, Sterns und Hundes - (Erfahrungskurven und der relative Marktanteil) Bruce Hendersen (Boston Consulting Group)

 
    7) Z-score (1968) - die Z-Bewertung, Bankrottwahrscheinlichkeitsverhältnis -  Edward Altman (NYU) und das damit verbundene ZEBRA Erwerbsverfahren, vgl. Nummer (36) unten, BridgeS EC (2010)


    8) HOQ - House of Quality (1972) - Haus der Qualität  - Dr. Yoji Akao - ein Teil seiner QFD, Qualitäts Funktion Aufstellung -  1966; siehe auch den HOQ-Tutorenkurs von Dr. A. J. Lowe (2000)

 

     9) GE/McKinsey Portfolio Matrix (1970s) - mit neun Zellen, einer Erweiterung der BCG-Matrix


    10) PIMS - Profit Impact of Market Share (1972,´87) - Gewinnauswirkung des Marktanteils -  eingeleitet an General Electrics und Harvard und bekannt gemacht durch Robert Buzzell and Bradley Gale.


    11) Five Forces (1979) - Fünf Kräfte -  (Bargaining Power of Customers, of Suppliers, Threat of New Entrants, of Substitute Products, Competitive Rivalry within an Industry) - Verhandlungsmacht der Kunden und Lieferanten, die Drohung durch neue Marktteilnehmer und Ersatzprodukte, und der Konkurrenzkampf innerhalb der Industrie -  Michael Porter (Harvard Business School)

 

     12) SWOT - Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats (1964, '82)- Stärke, Schwäche, Chancen, Drohungen -  wird häufig einem Harvard Team aus den 50igern von George Albert Smith Jr., C. Roland Christiensen und Kenneth Andrews zugeschrieben. In der Tat war die Quelle das Akronym SOFT (Satisfactory now, Opportunity future, Fault now, Threat future) (O.K. jetzt, zukünftige Gelegenheit, Mangel jetzt und zukünftige Drohung). Das Initialwort wurde an dem Stanford Research Institute (SRI) erfunden und dort häufig in der Dekade 1960-1970 verwendet. SOFT wurde 1964 in Zürich für eine Präsentation von Urik und Orr in SWOT geändert. Im Jahre 1982 hat Heinz Weihrich daraus die jetzt allgegenwärtige Matrix hergestellt.

     3D update - "SWOT on steroids" (2000) - 3D Update, SWOT auf Steriode -  Brendan Kitts, Leif Edvinsson, Tord Beding


    13) 3 C´s Model - Corporation, Customer, Competiton (1982) - 3 C‘s Modell, Unternehmen, Kunde und Konkurrenz -  Kenichi Ohmae (McKinsey)


    14) 7-S Model - Structure, Strategy, Systems, Shared Values, Skills, Style, Staff (1982) - 7-S Modell, Struktur, Strategie, Systeme, gemeinsame Werte, Fähigkeiten, Stil, Personal - Tom Peters, Robert Waterman (McKinsey)


    15) Resource Based Management (1984) - ressourcenbezogenes Management - (Arbeits - und Betriebsmittel mit vier Kriterien auswerten und das schwächste Glied der Kette isolieren) Birger Wernerfelt (Leiter des PhD Programs an M.I.T.´s Sloan School of Management)


    16) TOC - Theory of Constraints (1984) - Engpaßtheorie -  Eliyahu Goldratt


    17) Strategy Morphology (1980´s,´90s) - Strategie Morphologie ("Ontogenie" der Firmen und "Phylogenie" der Industrien) - Professor Werner Kirsch (Lehrstuhlinhaber an der Ludwig Maximillians Universität, LMU, München)


    18) Value Chains (1985) - Wertschöpfungsketten - (über niedrige Kosten oder hohen Wert konkurrieren; es vermeiden, in die Mitte zu geraten) Michael Porter (Harvard Business School)

 

     19) Six Sigma (1981,´86) - Sechs Sigma -  Qualitätsmanagementsystem basiert auf 3,4 Defekte pro Million, ein intregaler Bestandteil des TQM, totales Qualität-Management, Bill Smith (Motorola)


    20) SPACE - Strategy Position and ACtion Evaluation (1986) - RAUM - strategische Position und Aktion Auswertung - A.J. Rowe/K.E. Dickel/R.O. Mason/N.H. Synder


    21) Balanced Scorecard (1987) - eine Zusammenfassung finanzielle - und Management Maßstabe -  erfunden von Art Schneiderman und bekannt gemacht durch Robert Kaplan (Havard Business School) und David Norton (Pallidium) in den 90igern.


    22) SPIN - Situation, Problem, Impact, Need (1988) - SPINNEN - Situation, Problem, Auswirkung, Notwendigkeit - (ein System, um Fragen für den Lösungsverkauf zu stellen, das für die Strategie anwendbar ist) Neil Rackham


    23) A Simple Shark Strategy (1988) - eine einfache Hai-Strategie - Harvey McKay's iterative Methode aus seinem Klassiker Swim with the Sharks


    24) VRIO - Value, Rarity, Imitablity, Organization (1991,´96; 2005) - VRIO, Wert, Seltenheit, Nachahmbarkeit, Organisation - Jay Barney (Ohio State University)


    25) Profit Pools (1998) - Gewinngemeinschaften - (führt Porters Industrieanalyse weiter, verwandt mit Marktstörungsanalyse, "market disruption analysis" ) Orit Gadiesch, James Gilbert (beide von Bain)


    26) Strategy Mapping (1998) - Strategie Kartierung - Orit Gadiesch, James Gilbert


    27) Strategy Taxonomy (1998) - strategische Taxonomie - (zehn strategische Richtungen) Henry Mintzberg (McGill & Insead), Bruce Ahlstrand (Trent University, Canada), Joseph Lampel (University of St. Andrews, Scotland)


    28) Strategy Analysis with Lorenz Curves and Gini coefficients (1999) - strategische Analyse mit Lorenzkurven und Gini-Koeffizienten - (ein interessanter quantitativer Ansatz) Jorge Vasconcellos (Technical and Modern University, Portugal)


    29) Strategic Squares (1999) - strategische Vierecke - Jorge Vasconcellos


    30) Cultural Bifurcations (2000) - kulturelle Zweiteilungen -  (relevant zu multinationalen Teams und globalem Wettbewerb) Charles Hampden-Turner, Fons Trompenaars


    31) Strategy Diamond (2001) - strategischer Diamant -  James W. Fredrickson (Penn. State), Donald C. Hambrick (University of Texas)


    32) TDABC - Time Driven Activity Based Costing (2003) - TBAC, zeitgesteuerte, maßnahmebezogene Kostenrechnung - Robert Kaplan (Harvard Business School) and David Norton (Pallidium)

 
    33) Beyond Budgeting (2003) - Jenseits der Budgetierung - (eine kühne These, die einen völligen Verzicht auf Budgetierung fordert) Jeremy Hope, Robin Fraser (England, HBR)


    34) Blue Ocean Strategy (2005) - blauer Ozean Strategie -  (mit dem Nachdruck darauf, neue Märkte zu schaffen) creating new market space) W. Chan Kim, Renee Mauborgne (INSEAD) - weiter behandelt an V. Marketing Strategy - The Q3 - Strategy Ship: Sailing the Ocean Blue, Charting New Market Space. 

  
    35) DWDG - Doing Well by Doing Good (2010) - DWDG, es geht uns gut, wenn wir Gutes tun -  in Indien entwickelt und bekannt gemacht durch Peter Cappelli, Harbir Singh, Jitendra Singh, Michael Useem (Harvard Business Review)


    36) BOP, MOP, FOP - Back of, Middle of, Front of Pack Analysis (2010)  - FOP vorne im Rudel, MOP mitten im Rudel, BOP hinten im Rudel Analyse - H. James Wilson (Babson Executive Education)


    37) ZEBRAS acquistion analysis - Z-score (bankruptcy ratio), Elephant (evaluate the people), Bat (BATNA - best alternative to a negotiated agreement), Rabbit (RMS - relative market share), Antelopes (alternative actions), Sharks (beware of) (2010) - ZEBRAS Erwerbsanalyse, Z-Bewertung, vgl. (8); Elefant (die Leute einschätzen); Fledermaus (BATN, beste Alternative zu einer verhandelten Vereinbarung); Karnickel, (RMS, relativer Marktanteil, vgl. (7); Antilopen (alternative Aktionen); Haifische (hüten sie davor) (J. Hamilton, Bridges).
 

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1 Bibliothek mit Computer © Photogl 2010, dreamstime.com ID 20785064

 

2 Ralph Waldo Emersons Zitat auf englisch war: "As to methods there may be a million and then some, but principles are few. The man who grasps principles can sucessfully select his own methods."

 

3 Das Wort COACH läßt sich verschieden verwenden. Die Bridges Version ist "to co-achieve." Man kann das Wort auch als Akronym benutzen, wie unten. Dieses Beispiel ist im psychologischen Coaching weit verbreitet.

 

    - Come Together:  Die Kennenlernen- und Kontaktphase 

    - Orientation: die inhaltliche Orientierung 

    - Analysis: die Analyse des Anliegens und Untersuchung des Umfeldes

    - Change: Veränderungen bewirken 

    - Harbour: das Ankommen an den Hafen, d.h. die Erreichung des Zieles und der Auftragsabschluß

 

4 Management-Kitsch schließt eine Reihe Geschäftsanschauungen und Managementweisheiten ein. Sie brauchen nicht BWL studiert zu haben, um darüber Bescheid zu wissen. Wenn Sie das Wirtschaftsteil der Zeitungen lesen, ist dies Ihnen ja zur Genüge bekannt. Daß die gleichen Behauptungen und Theorien immer wieder auftreten, ist kaum noch ein verblüffendes Wunder. Ein Grund dafür ist, daß Akademiker auch eine ganze Menge Kitsch liefern. Kitschproduktionen der amerikanischen und europäischen Professoren ähneln einander - "wie sich die Bilder gleichen."

    Häufig läßt sich besonders gut Strategie-Verkitschung mit ihrem Hang zu Überdimensionalem, Übereinfachung und Ewigkeitswerten vermarkten. Strategische Heldentaten (= verblüffende Geschäftserfolge) werden aus dem Sachverhalt und Zusammenhang herausgerissen und als sichere Wegweiser in einer Reihe von "business bestsellers" angepriesen. Die Rolle der glücklichen Umstände und Zufallsereignisse wird verschwiegen. Natürlich müssen solche Darstellungen spannend geschrieben werden. Eine einfache Verflachung und Verschnulzung der Tatsachen reichen bei weitem nicht aus, um beachtliche Verkaufsziffern zu erreichen!

 

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